Gina's Works

 Amberger Nachrichten 2004

Kunst für Kümmersbruck

Kümmersbruck. (msc)

Eine Jury hat die Vorauswahl getroffen, das Gemeindegremium im Sommer den Entschluss gefällt: Die Schule bekommt eine Schleife! Die allerdings ist keine gewöhnliche. Vielmehr wird sie etwa 200 Kilogramm schwer sein, drei Meter hoch und etwa 150 Zentimeter breit. Erdacht hat sie die Bildhauerin Hanna Regina Uber, erbaut wird sie ebenfalls von ihr und ihrem Mann, dem Bronzegießer Robert Diem.

Beide wohnen und arbeiten im alten Ökonomie-Pfarrhof in Aschach. Das 1580 erbaute stattliche Gebäude mit Remise, Stallungen, Scheune, Garten und Terrasse wird mit viel Einsatz und Mühe instand gesetzt. Hier soll einmal das „Kunstprojekt" entstehen, ein Ort für Ausstellungen, Konzerte, Vorträge und Begegnung.

Die Kümmersbrucker Plastik wird nun die erste Arbeit sein, die im zukünftigen Atelier über der geplanten Galerie gebaut wird. Ab Oktober geht sie daran, „eine Stützkonstruktion aus Holz und Metall" zu erstellen. Der Kern ist dann die Gipsform. Darüber kommt Wachs. Das wird dann noch absilikoniert!"

Diese ersten Schritte sind zum Erstellen der Form nötig und davon macht man schließlich das Wachsoriginal. Ist das Modell fertig, wird es in Segmente geteilt. Viele Arbeitsgänge, Überlegungen, Handgriffe müssen getan werden, viele Überlegungen noch gemacht und harte Arbeit geleistet, bis es zum Bronzeguss und schließlich zum Aufstellen der Plastik kommt.

„Vom Handwerklichen her ist es schwierig, die Form zu finden! Darin steckt unglaublich viel Bewegung, die genau zu übertragen ist ganz schön schwierig. Wenn man zaubern könnte, wäre es leichter, so muss man weghämmern, wieder auftragen und wegschleifen. Das ist viel Arbeit, bis die Form die Spannung erhält!", so die Künstlerin.

Kleine Geheimnisse

Auch der GUSS ist immer ein schwieriger Prozess. Aber dazu äußert sich Robert Diem eher spröde, schließlich gibt es die kleinen Geheimnisse des Gießers. „Die kann man nicht konkret sagen. Das ist jahrelange Erfahrung. Das sind kleine Tricks, die aber eine unglaubliche Wirkung haben."

Dann wird Robert Diem deutlicher: „Das Schmelzen beginnt so bei 950 Grad. Wir heizen aber hoch bis auf 1100 Grad." Dabei deutet er auf die beiden Gießöfen, die derzeit auf der Terrasse stehen. „Der Ausschmelzofen ist dazu da, das Wachs aus den Gipsblöcken auszubrennen. Dann bekommt man die leere Form. Die Blöcke werden anschließend abgekühlt und armiert, damit sie beim Gießen nicht platzen".

Der kleinere „Tiegelofen" dient zum Schmelzen der Bronze. Sechs der Zehn-Kilo-Blöcke, die an der Mauer aufgestapelt sind und in der Sonne wie Goldbarren schimmern, passen da hinein. Wenn alles so klappt, wie das Künstlerpaar es plant, dann kann die Plastik im Frühjahr in Kümmersbruck auf dem großen Platz zwischen Kirche, Schule und Kindergarten verankert werden.

Brunnen in der Region

Die Bildhauerin Hanna Regina Über wurde 1964 in Stuttgart geboren. Von 1981 bis 1983 absolvierte sie die Ausbildung zur Holzbildhauerin. Sie arbeitet gerne mit Bronze, Stein und Holz. Viele Brunnen in der Region tragen ihre Handschrift.

Viele  Ausstellungen  in   ganz Deutschland und im europäischen Ausland machten sie weit über die Region hinaus bekannt. Ihre Ausdrucksvielfalt reicht von streng Naturalistisch bis frei abstrakt.

„Ich habe immer im abstrakten Bereich gearbeitet, und es hat mich gejuckt, eine große Plastik zu schaffen. Dabei geht es mir immer um das Substanzielle und nicht das rein Ästhetisch-Attraktive!"

„Freue mich riesig"

Die Figur, die nun auf dem neu gestalteten Platz zwischen Schule, Kindergarten und Kirche in Kümmersbruck aufgestellt werden wird, gefällt ihr selber sehr gut. „Ich freue mich riesig, dass ich sie machen darf!"

Es ist eine Bronzeschleife, die aus der Erde kommt und sich um den Stein windet, durch ihn hindurch geht und sich auf der anderen Seite wieder erhebt. 'Die Perforierung beginnt unten, setzt sieh im oberen Bereich fort, wird aber stark verändert.

Am Modell aus Bienenwachs, Parafin, Ruß und Anilinfarbe erläutert die Künstlerin die große Arbeit. „So massive Bronzeteile in der Größe haben wir noch nicht gemacht!" erläutert sie. „Das sind schon Gewichtsmassen, die später gut verankert werden müssen!"                          

 Kümmersbruck. (msc) 

„Hier ist mir etwas   Substanzielles  gelungen", strahlt Hanna Regina Uber und beantwortet für die Leser der AZ gerne Fragen zur neuen Plastik, die ihren Platz im kommenden Frühjahr vor der Schule in Kümmersbruck finden wird.

„Hat die neue Plastik für Kümmersbruck einen Namen und welche Materialien verwenden Sie dafür?"

Uber: „Die Plastik hat keinen Namen. Es war das Besondere, dass es keine Themenvorgabe gab. Ich war unheimlich glücklich, die Chance zu haben, einmal frei zu arbeiten! Sie ist von allen Seiten einzusehen. Es gibt kein Vorne und kein Hinten. Sie muss eine Wirkung für und im Raum haben. Später soll sie noch beleuchtet werden. Die Materialien sind Bronze und Diabas. Das ist ein grünlich schimmernder Stein, ähnlich wie Granit, den es nur noch in geringen Vorkommen in einem hessischen Steinbruch gibt. Er hat kristalline Einschlüsse und lebt durch die Farbe, die durch eine Art Glasur noch herausgearbeitet wird. Ein Novum ist, dass ich diesmal die Bronze ganz leicht auf der strukturierten Oberfläche in einem reduzierten Rotton bemalen werde."

„Welche Ideen und Gedankenmodelle verbergen sich in der Plastik?"

Uber: „Sie soll natürlich Prozesse und Veränderungen darstellen. Energie, die aus der Erde kommt, die den Kontakt zur Materie aufnimmt und sich wieder auflöst. Ich versuche die Kraft, die Kreativität, die Gedanken, den Geist, die Seele in der Bewegung der Schleife darzustellen. Der Stein steht für die Materie."

„Finden sie den Standort für die Arbeit gut gewählt?" 

Uber. „Ich finde die Plastik passt optimal auf den Platz zwischen Kirche und Schule. Das ist ja sozusagen 'ein geistiges Zentrum'. Man sagt doch: 'Wissen ist kein Schiff, das man beladen kann, sondern ist ein Feuer, das man entfachen muss!' Das hat etwas mit Energie, mit Begeisterung zu tun. Eine gute Arbeit strahlt Energie aus, erzeugt Kraftfelder. Diese wirken sicherlich auch im Unterbewussten. Man bekommt selbst Energie, Ruhe, Vertrauen und Kraft!"